Eine titanische Talentprobe samt berührendem Friedensgebet

Die Gründung des Tiroler Musikschulwerks jährte sich am vergangenen Wochenende zum 30. Mal. Zentraler Programmpunkt war - in Kooperation mit crepazmusic - am Freitagabend das Festkonzert des Tiroler Landesjugendorchesters und Chores im Innsbruck Congress. Unter der Leitung von Vito Cristofaro, von 2010 bis 2014 Kapellmeister am Tiroler Landestheater, setzte sich das Auswahlorchester - es versammelt Schüler und Studierende aus ganz Tirol - mit Gustav Mahlers bisweilen als "Titan" geführter Sinfonie Nr. 1 auseinander: ein auch für erfahrene Klangkörper schon allein ob der Dimensionen herausforderndes Unterfangen. Dem Landesjugendorchester - die Musiker sind zwischen 13 und 26 Jahre alt - gelang Erstaunliches: Nie geriet der Abend zu akademisch: Egal, ob der langsam anrollende erste, der volkstümlich-lyrische zweite, der trauermarschhaft beseelte dritte oder der stürmisch-wuchtige vierte Satz: Die Interpretation war durchwegs lebendig-präzise - und dem Anlass angemessen feierlich.

Nachgerade berührend das zweite Stück des Abends: Felix Mendelssohn Bartholdys getragene Choralkantate "Verleih uns Frieden gnädiglich". (jole)

Tiroler Tageszeitung vom 11. 7. 2022

Einen glanzvollen Abschluss fand dieses Projekt anläßlich einer Konzertreise nach Toblach/ Südtirol, wo die 1. Sinfonie am 10. Juli 2022 im Rahmen einer Matinée im Gustav Mahler Saal des Euregio Kulturzentrums wiederholt zur Aufführung gebracht wurde.

Begeisterndes Musizieren, künstlerische Neugierde und ein Enthusiasmus, der das Publikum mitreißt - mit diesem erfrischenden Zugang zur Musik versprachen die Konzerte des Tiroler Landesjugendorchesters und des Kammerchores des Innsbrucker Musikgymnasiums am 19. 10. in der Stadtpfarrkirche St. Martin in Dornbirn und am 20. 10. in der Wallfahrtskirche Götzens ein unvergessliches Erlebnis zu werden. Und so kam es dann auch, dass das tief beeindruckte Publikum bei beiden Konzerten den jungen MusikerInnen und SängerInnen Standing Ovations zollten.

Nach einem klang- und kraftvollen Auftakt des LJO durch die "Rumänischen Volkstänze" von Bela Bartok war die Stimmung der beiden Konzerte grundsätzlich sphärisch gehalten. Der a cappella Gesang des Chores erzeugte durch die glasklaren, jungen Stimmen eine meditative Atmosphäre; so erklangen in John Tavener's "Funeral Ikos" wie ein Gebet immer wiederkehrende, musikalische Gedanken. Umsichtig und souverän agierten sowohl der Dirigent und Dozent des LJO Lui Chan als auch Chorleiter Siegfried Portugaller, die die beiden Klangkörper zu einem perfekten Ganzen formten und ihre langjährige Berufserfahrung als Lehrer und Musiker hier ausspielen konnten. 

Die 20jährige Harfenistin Martha Fritz, mehrfache prima la musica Bundespreisträgerin, spielte Claude Debussy's "Danse sacrée et Danse profane" begleitet vom LJO und konzertierte das höchst anspruchsvolle Werk in Perfektion.

Rudolf Berchtel, auf dessen Einladung das Orchester und der Chor in Dornbirn im Rahmen des 26. Orgelfestivals auftraten, zog während César Franck's Solostück "Pièce héroique" alle Register auf der imposanten Orgel der Pfarrkirche.

Die Interpretation des ergreifenden Requiems von John Rutter, dem höchst populären, englischen Komponisten und ausgezeichneten, europäischen Kirchenmusiker2019, war eine beeindruckende, jedoch äußerst feingliedrige Leistungsschau der jungen Musiker- und Sängergeneration unseres Landes. Als Sopransolistin brillierte dabei Veronika Mair, das Cellosolo übernahm ausdrucksstark Isabella Haas.

Dank an Dr. Rudolf Berchtel und Dir. Ivo Warenitsch für die wunderbare Konzertreise nach Dornbirn und den Veranstaltern von "Cultura Sacra" für die gelungene Einladung nach Götzens. Dank gebührt dem Land Tirol, insbesondere der Abteilung Landesmusikdirektion und dem Tiroler Sängerbund für die Möglichkeit, jungen Menschen ein Podium zu geben!

Sonja Melzer

Organisatorische Leiterin des LJO